Nachfolgen oder gründen? – Zwei Wege in die Selbstständigkeit

Am gestrigen Abend fand im Mathematikum in Gießen unsere Veranstaltung zum Thema „Nachfolgen oder gründen? – Zwei Wege in die Selbstständigkeit“ statt. Diese richteten wir in Kooperation mit der Frankfurt Business Media als Teil ihres Projekts Unternehmensnachfolge aus.

Schneller Chef: Die Unternehmensnachfolge als Alternative zum Start-up

Nach der Begrüßung durch Ulrike Mayr, Projektmanagerin bei der Frankfurt Business Media, informierte unser Gründer Thomas Sonntag die Teilnehmer zunächst über das Thema Nachfolge. Zu Beginn entkräftete er die seit Jahren durch die KfW beschriene Nachfolgewelle, indem er aufzeigte, dass die anstehenden und ungelösten Nachfolgeregelungen in großer Masse Kleinstunternehmen mit Umsätzen unter 1 Mio. Euro betreffen. Zudem seien die Zahlen seit Jahren stabil und die Nachfolgewelle damit in Wahrheit gesunder Strukturwandel (Mehr zum Thema unter: Trugschluss „Nachfolgewelle“).

Danach widmete Sonntag sich den Vorteilen der Nachfolge im Vergleich zur Neugründung. Der Hauptvorteil liege in den bereits bestehenden Strukturen bei etablierten Unternehmen. Die Märkte seien erschlossen, der Kunden- und Mitarbeiterstamm sowie Lieferantennetzwerke seien bereits vorhanden. Darüber hinaus sei die Finanzierung von Nachfolgeprojekten deutlich einfacher im Vergleich zur Situation bei Neugründungen. Weiterhin führte er die hohe Rate an Start-ups an, welche scheitern. „Von den über 100 von uns begleiteten Nachfolgeregelungen sind meines Wissens nach nur 2 gescheitert“, so Sonntag.

Jungen an der Selbstständigkeit Interessierten rät er, für ein paar Jahre als Assistenz der Geschäftsführung in ein Unternehmen einzusteigen, vom Altinhaber zu lernen und nach und nach die Anteile zu übernehmen.

Gründen: eigene Ideen verwirklichen

Im Anschluss folgte der Fachvortrag von Walter Nienstedt, Vorstandsmitglied bei dem Verein die Wirtschaftspaten, zum Thema Gründen. Er stimmte Sonntag in dem Punkt zu, dass die bereits bestehenden Strukturen bei Nachfolgen ein wesentlicher Vorteil seien, sieht in Gründungsvorhaben aber ein erheblich höheres Potenzial, wirklich eigene Ideen umzusetzen. Wie man auf eine gute Idee kommen kann, beispielsweise durch das Erkennen eines bestehenden Problems oder Bedarfs, und wie aus dieser ein Start-up werden kann, zeigte er im Anschluss auf. Wesentlich sei es, sich über das Geschäftsmodell klar zu werden. Dies könne zum Beispiel anhand des Business Modes Canvas ausgearbeitet werden.

Ein Nachfolger und ein Gründer berichten

Nach einer kleinen Pause gaben Gerold Wenisch, Geschäftsführer der Interdomo GmbH, selbst Nachfolger, und Tobias Voigt, Gründer der Salatbarkette Tom & Sally’s Einblicke in die Praxis hinter beiden Wegen in die Selbstständigkeit.

Beide waren sich einig, sowohl bei der Gründung als auch bei der Nachfolge sei es wichtig, mit Menschen umgehen zu können. „Manchmal fühle ich mich wie ein Psychologe“, schmunzelt Voigt. Seine These: „Gründen heißt einfach machen“. Denn viele hätten zwar gute Ideen, aber die wenigsten würden es wagen, diese auch wirklich umzusetzen. Fehler seien erlaubt und sogar hilfreich. Dringend rät er aber dazu, trotz der Euphorie schon zu Beginn saubere Gesellschafterverträge abzuschließen, denn das Fehlen dieser könne später zu erheblichen Konflikten führen.

Wenisch betonte die Wichtigkeit des gegenseitigen Vertrauens von Verkäufer und Käufer in Nachfolgeprojekten. Diese Basis sei zum einen wichtig, um eine „Schützengrabensituation“, wie er sie nennt, zu vermeiden. Damit meint er, das Feilschen der „gegnerischen“ Anwälte um kleinste Formulierungen in Kaufverträgen zum Schutz ihrer jeweiligen Mandanten. Zum anderen sei dieses Vertrauen aber auch wichtig, um den Mitarbeitern Sicherheit zu geben. Diese würden nämlich schnell merken, wenn zwischen Alt- und Neuinhaber Uneinigkeit herrscht.

Podiumsdiskussion und Netzwerken

Nach einer spannenden Podiumsdiskussion zwischen den vier Referenten, während derer sie ihre Standpunkte noch vertieften und weitere Fragen aus dem Publikum beantworteten, hatten die Teilnehmer schließlich Gelegenheit, sich bei Fingerfood von Tom & Sally’s weiter auszutauschen.

 

 

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